Die Kleinbild–äquivalente Brennweite

Kommen wir zurück zur Frage, was es mit dem ständigen Vergleich zu Kleinbildkameras, bzw. 35mm–Kameras auf sich hat. Das Problem ist, dass verschiedene Digitalkameras verschiedene Chipgrößen haben. Kompaktkameras haben meist recht kleine Sensoren, während Systemkameras und Spiegelreflexkameras für gewöhnlich ziemlich große Chips besitzen. Wie sich die Sensorgröße auf die Brennweite auswirkt, habe ich auf folgender Abbildung zu verdeutlichen versucht:

Vergleich verschiedener Sensorgrößen bei gleicher Brennweite

Ist mein Sensor sehr klein, so muss ich, um denselben Öffnungswinkel zu erhalten, den Brennpunkt sehr viel weniger weit von diesem wegrücken, als bei einem größeren Chip. Oder anders herum: ist bei einem kleinen und einem großen Sensor die tatsächliche Brennweite gleich, so erhalte ich völlig verschiedene Bildöffnungswinkel. 10mm Brennweite sind vor einem Vollformatsensor, der dieselbe Größe wie ein analoges 35mm–Negativ hat, eine extreme Weitwinkeleinstellung. Vor dem winzigen Chip einer Kompaktkamera sorgt eine Brennweite von 10mm für einen gänzlich anderen, viel kleineren Bildöffnungswinkel.

Die echte, physikalische Brennweite steht in der Regel immer direkt auf dem Objektiv. Meine alte Bridgekamera Sony DSC–F 828 wurde beispielsweise mit einem Brennweitenbereich von 28 bis 200mm beworben. Auf dem Objektiv steht aber 7,1–51mm. D.h. tatsächlich, bzw. optisch kann ich am Objektiv eine Brennweite zwischen 7,1 und 51mm einstellen. Auf dem Sensor erhalte ich damit jedoch ein Bild, welches vom Öffnungswinkel her einem Brennweitenbereich von 28 bis 200mm an einer Analogkamera, bzw einer Digitalkamera mit Vollformatsensor entspricht.

Die Umrechnung der Brennweite auf das Kleinbildformat schafft Vergleichbarkeit

Durch diese Vereinheitlichung durch Umrechnung der realen, optischen Brennweite in die auf dem Bild wahrgenommene Brennweite, wird eine Vergleichbarkeit geschaffen. Als Käufer eines Objektivs oder einer Kamera interessiert mich, welche Bildwirkung ich erzielen kann und diese ist unter anderem maßgeblich vom Öffnungswinkel abhängig. Eine reine Angabe auf dem Objektiv, wie etwa die oben angegebenen 7,1–51mm bringen mich an dieser Stelle nicht weiter, wenn ich keinen Rückschluss auf die zu erzielende Bildwirkung ziehen kann. Mit der Angabe 28–200m (Kleinbild–äquivalent) weiß ich jedoch, dass ich mit der vorliegenden Optik eine Spanne vom leichten Weitwinkel– bis in den mittleren Tele–Bereich abdecken kann. In den Metadaten digitaler Bilder (sogenannte EXIF–Daten) wird in der Regel übrigens auch die auf 35mm–Kleinbild umgerechnete Brennweite gespeichert. D.h. egal mit welcher Kamera ich ein Foto anfertige, Bilder mit demselben Öffnungswinkel haben auch dieselbe Brennweitenangabe.

Ohne unnötig für Verwirrung sorgen zu wollen, muss ich noch anmerken, dass ausgerechnet einige Spiegelreflexkameras an dieser Stelle aus der Reihe tanzen. Diese speichern in den EXIF–Daten die am angeflanschten Objektiv eingestellte, physikalische Brennweite ab. Bei Vollformatsensoren ist dies auch korrekt. Einige Spiegelreflexkameras nutzen jedoch etwas kleinere Sensoren, wodurch sich wieder eine etwas andere Bildwirkung einstellt. Dies hat jedoch nichts mit dem Öffnungswinkel zu tun, sondern mit dem sogenannten Crop–Faktor. Da sich die technischen Hintergründe von denen der Kompakt– und Bridgekameras unterscheiden, habe ich dem Cropfaktor eine eigene Seite gewidmet. » mehr über den Cropfaktor erfahren