Wieviele MP braucht man?

 Wer auf diese Seite gefunden hat, weil er konkret nach der Antwort suchte, wieviele Pixel man zum Druck in DIN A4 oder anderen Formaten benötigt, dem sei der Auflösungsrechner empfohlen. Nun aber zurück zur Frage "Wieviele Megapixel braucht man?" ...

Wieviele Megapixel braucht man überhaupt? Welche Auflösung sollte meine Kamera haben? Was sind Vor– un Nachteile extrem hoher Auflösungen? Leider ist es noch immer Gang und Gebe, dass vor allem Hersteller von Kompaktkameras ihre Produkte über die Pixelanzahl bewerben und diesem Faktor eine unglaublich große Bedeutung beimessen. Klar – am Ende kann man auch alles auf den Konsumenten schieben, denn wenn der sich nicht bevorzugt für Kompaktkameras "mit vielen Megapixeln" entscheiden würde, gäbe es gar keinen wirtschaftlichen Anreiz, die Auflösungen der kleinen Kameramodelle immer weiter in die Höhe zu treiben.

9 Megapixel sind für den Druck genug! (oder doch nicht?)

Wenn man Bilder drucken möchte, sind 9 Megapixel theoretisch immer ausreichend – und zwar unabhängig von der Durckgröße. Wie bitte? Ein 9 Megapixel–Bild in 10x15cm gedruckt mag ja toll aussehen, aber in DIN A1 soll exakt dieselbe Auflösung ausreichen? Das kann doch nicht sein! Tja – selbst mein Auflösungsrechner kommt an dieser Stelle zu einem ganz anderen Ergebnis und erkläre ich diesen Rechner damit plötzlich für komplett sinnlos? Nein, denn die Grundüberlegungen beim Auflösungsrechner und bei der 9–Megapixel–Aussage sind völlig verschieden. Der Auflösungsrechner legt eine Druckdichte von 300DPI zugrunde, d.h. das Bild wird so gedruckt, dass 300 Pixel benötigt werden, um eine Strecke von einem Zoll (25,4mm) abzudecken. Darauf basierend wird errechnet, wieviele Pixel für entsprechende Druckgrößen benötigt werden. D.h. der Auflösungsrechner setzt immer voraus, dass mit optimaler Druckauflösung und maximalen Details gedruckt wird – egal, ob das nun sinnvoll ist, oder nicht.

Der Aussage, dass 9 Megapixel unabhängig von der Druckgröße ausreichen, verfolgt einen anderen Ansatz. Der Parameter, der hier nun in die Überlegung mit einfließt und beim Auflösungsrechner keine Rolle spielte, ist der optimale Betrachtungsabstand zu einem Bild. Klar ist: wenn ich ein 9 MP–Foto in 60x80cm drucke, leidet die Druckdichte, d.h. die Pixel müssen viel größer, also grober als bei einem 10x50cm–Bild sein, um die enorme Fläche zu füllen. Betrachte ich mir einen solchen Posterdruck dann quasi mit der Nasenspitze direkt am Bild, also aus unmittelbarer Nähe, so werde ich mit bloßem Auge einzelne Pixel erkennen und das Bild wird eher mosaikartig wirken. Ich bin in diesem Falle aber nicht mehr in der Lage, das Bild als Ganzes zu erfassen, sondern sehe lediglich einen Ausschnitt. Möchte ich das komplette Bild betrachten, so muss ich den optimalen Betrachtungsabstand einnehmen, und dieser ist bei einem Posterdruck naturgemäß sehr viel größer, als bei einem kleinen 10x15–Abzug. Durch den größeren Abstand nimmt ein Posterabzug in unserem Sichtbereich aber in etwa dieselbe Fläche ein, wie ein aus unmittelbarer Nähe betrachtetes 10x15–Foto. Effektiv sehen beide Bilder nahezu gleich aus. Ein Posterdruck in nativer Druckauflösung (also hochauflösend – mit vielen Pixeln) ist also nur dann sinnvoll, wenn man auch wirklich Wert darauf legt, dass noch bei extrem naher Betrachtung viele Details zu erkennen sind, die beim Betrachten des Gesamtbildes aus angemessener Distanz vom Auge nicht mehr wahrgenommen werden können. Wenn DAS das Ziel ist, benötigt man gerade für den Druck ab DIN A3 sehr hohe Auflösungen. Wenn aber ein Posterdruck mit dem optimalen Abstand betrachtet gut aussehen soll und sich in der Nahbetrachtung gerne in ein Mosaik auflösen darf, dann sind ca. 9 Megapixel generell genug.

Ausschnitte, bzw. nachträglicher Beschnitt

Ein wichtiges Kriterium für die Qualität eines Fotos ist der Schnitt, bzw. die gesamte Komposition. Wo ordne ich im Bild meine Hauptcharaktere an? Wie arrangiere ich Linien im Bild? Gibt es Elemente, die ein Bildelement gezielt in Szene setzen, indem sie dieses einrahmen? Wenn man mit der Kamera unterwegs ist, hat man nicht immer Zeit, eine Szene lang auf sich wirken zu lassen und nach einem perfekten Schnitt zu suchen. Manchmal fällt einem erst zuhause beim Betrachten auf, dass sich innerhalb des Fotos ein viel genialeres Foto "verbirgt". Hin und wieder reicht es, ein Bild später am Computer ein wenig zu beschneiden, um aus einem netten Knipsbild eine ansprechende Fotografie zu machen. Wenn ich mir beim Fotografieren nicht sicher bin, wie ich eine Aufnahme komponieren soll, wie ich also den Bildausschnitt festlege, dann wähle ich im Zweifel eine minimal kürzere Brennweite (ich zoome also leicht hinaus), sodass ich etwas mehr von der vor mir liegenden Szene einfange und komponiere das fertige Bild letztendlich erst am Rechner durch Beschnitt und/oder Kippen des Bildes. Um aber nach dem Beschnitt noch ein gut aufgelöstes Bild zu haben, muss das Ausgangsbild natürlich größer sein. Möchte man also im Endeffekt ein Bild mit etwa 6–9 MP erhalten, so ist es schon sinnvoll, mit 12–15 MP (oder mehr) als Ausgangsmaterial zu arbeiten. Wer also seine Fotos nicht einfach nur betrachtet, sondern evtl. auch noch beschneidet, der ist mit einer höheren Auflösung gut beraten. Gleichzeitig ist aber auch zu bedenken, dass man sich ab einer bestimmten Nutzungsintensität die Frage stellen sollte, ob eine System– oder Spiegelreflexkamera nicht vielleicht die besser Wahl wäre. Mit deren deutlich größeren Sensoren sind auch 20MP und mehr bei weitem nicht so kritisch, wie 15MP auf einem 2/3"–Chip einer Kompaktkamera.

Fotos am Bildschirm betrachten

Die Auflösungen von Computermonitoren sind, verglichen mit der Auflösung gängiger Kameras verhältnismäßig bescheiden. Full–HD–Displays kommen auf ca. 2,1MP, größere Displays mit 2560x1440 Pixeln haben ca. 3,7MP und moderne 4k–Displays erreichen etwa 8MP. Wenn man bedenkt, dass es heut zutage quasi keine neuen Kameras unterhalb der 10MP mehr gibt, zeigt sich, dass die Kameraauflösung mehr und mehr irrelevant wird, wenn man die Bilder bevorzugt am Monitor/Fernseher betrachten möchte.

Fazit

Es gibt noch andere, als die hier angesprochenen Faktoren, wenn es darum geht, welche Auflösung eine Kamera haben sollte. Meine Hauptsorge beim sogenannten Pixelwahn bezieht sich auch primär auf Kompaktkameras, mit ihren winzigen Sensoren, die aber mittlerweile ähnliche Auflösungen wie so manche Spiegelreflexkamera liefern. Auf die technischen Aspekte gehe ich auf den Folgeseiten noch ein. Fürs Erste kann man jedoch zusammenfassen, dass der Standardanwender mit 12 bis 15 Megapixeln schon fast überversorgt ist, und zwar egal ob er ein Bild am Rechner, oder am neuen 4k–Fernseher betrachten möchte, ob er einen 9x13–, 10x15–, oder 20x30–Druck vorsieht, oder ob er das eine oder andere Bild hier und da noch ein wenig begradigen oder beschneiden will. Als ich diesen Artikel schrieb (Feb. 2015) gab es am Markt kaum noch eine Kamera, die weniger als 12 MP auflöste. Daraus folgt für mich, dass die Auflösung bei der Auswahl einer Kompaktkamera kein treibendes Argument mehr sein sollte. Wenn überhaupt, wäre es sinnvoll, sich im Zweifel bewusst für die kleinere Auflösung zu entscheiden. Diese ist einer guten Bildqualität meist deutlich zuträglicher, als utopisch hohe Auflösungen.